Mittwoch, 25. Februar 2015

Was mir Ostern bedeutet

Obwohl ich sehr fromm aufgewachsen bin, bedeutete mir Ostern als Kind und Teenager nicht mehr als Eierfärben, Süßigkeiten suchen und Schulferien. Das liegt daran, dass ich in einer Brüdergemeinde groß geworden bin – und zwar in einer „Christlichen Versammlung“. Im Gegensatz zu anderen Formen der Brüdergemeinde – zum Beispiel den „Offenen Brüdern“ oder den „Bundesversammlungen“ - waren diese Gemeinschaften damals noch sehr eng an John Nelson Darby orientiert.
Er kam während der Erweckungsbewegungen des 19. Jahrhunderts zum Glauben und war der Ansicht, dass die Kirche schon in der frühen Christenheit einen falschen Weg eingeschlagen habe. Deshalb galten ihm alle kirchlichen Traditionen nichts, einziges Vorbild für Glaubende waren die Urgemeinden im Neuen Testament. Die kannten weder Weihnachten noch Ostern, sondern trafen sich an jedem ersten Tag der Woche (Sonntag) zum „Brotbrechen“. (Apg. 2,42 und 20,7) Auch meine Gemeinde feierte jeden Sonntag Gottesdienst. Der war aber an Ostersonntag kein besonderer. Und wenn Weihnachten nicht auf einen Sonntag fiel, gab es da gar keinen Gottesdienst.
Trotzdem sind mir die Passionstexte der Bibel und vor allem die Ostertexte im Johannesevangelium sehr präsent. Ich kann sie so ziemlich auswendig. Das liegt daran, dass in meiner „Christlichen Versammlung“ jeden Sonntag Abendmahl gefeiert wurde. Und zwar ausführlich eine Stunde lang. Danach kam erst der „Verkündigungsgottesdienst“. Leitfaden für das „Brotbrechen“ waren Jesu Worte „Tut dieses zu meinem Gedächtnis“. Im Rahmen dieser Feierstunde wurden vor allem die biblischen Texte zu Leiden, Tod und Auferstehung Jesu immer wieder gelesen.
Als junges Ehepaar haben wir uns einer Freien evangelischen Gemeinde angeschlossen.  Seither haben wir viel Wissen nachgeholt in Sachen „Kirchengeschichte“. Außerdem haben wir unsere Freude an Weihnachts- und Ostergottesdiensten entdeckt. Wobei sich bei mir eine bisher unerfüllte Sehnsucht entwickelt hat. Ich möchte einmal einen Ostersonntag erleben, an dem der Gottesdienst so ein fröhliches und begeistertes Fest ist, wie es mir inzwischen angemessen erscheint.    

(Mein Beitrag in der aktuellen JOYCE)