Samstag, 1. Februar 2014

Was für ein Luxus: Zeit haben

Vorgestern gegen 14.00: Ich hatte beschlossen, noch schnell in den Blumenladen zu flitzen. Zehn Tulpen wollte ich haben, um den Esstisch fürs Wochenende zu verschönern.
Der Laden war leer. Vor mir nur ein junger Mann in oranger Gummi-Arbeitshose, mit olivgrünem Parker und schwarzer Schlumpf-Wollmütze. "Das geht fix", dachte ich. Dann fiel mein Blick auf den Arbeitstisch und die Floristin. Der Tisch quoll über von Grün und Schleierkraut, die junge Dame war gerade damit beschäftigt, überflüssige Blätter von Blumen abzustreifen. Auf dem Tisch türmten sich bald sieben langstielige rosa Rosen, genauso viele pinke Rosen, pinke Gerbera und zwei Sorten lila Blumen, deren Namen ich nicht kenne.
Ich begann zu ahnen, dass es wohl doch noch ein Weilchen dauern würde, bis ich meine nackten Tulpen erwerben konnte.
Und das total Geniale: Es war mir egal! Ich war morgens schon beim Sport gewesen, hatte mit Mutter ihren Wocheneinkauf erledigt, hatte ausgiebig mit ihr zu Mittag gegessen. Ich hatte noch einen Schreibauftrag zu erledigen - aber da kam es auf ne halbe Stunde nicht an. Ich hatte an diesem Tag keinen Druck mehr im Nacken und konnte - warten.
Die Dame, die nach mir in den Laden kam, konnte das nicht. Nach fünf Minuten hat sie das Geschäft entnervt verlassen. Ich dagegen hatte die Muße, mir anzugucken, wie die Blumenkünstlerin aus dem ganzen Wirrwarr für den jungen Mann einen Strauß gebunden hat. Zum Schluss hatte sie ein irre dickes Bündel aus Stielen in der Hand. Ich habe die Kunst bewundert, mit der sie es festgehalten, am Ende zusammen gebunden und dann auf die gewünschte Länge beschnitten hat. Mir wäre dieses Bündel aus der Hand gefallen.  
Und dieser Strauß in rosa-pink-lila sah am Ende so schön aus! Der junge Mann hat dann genau 50 Euro dafür hin blättern müssen. Das hatte er offensichtlich so geplant, denn er strahlte begeistert, als er mit dem fetten Strauß aus dem Laden ging. Was mich dann wieder dazu brachte, mir Geschichten auszudenken. Für wen mag dieser wunderschöne Blumenstrauß wohl bestimmt gewesen sein?
Den ganzen Rest des Tages bin ich "geschwebt". Was für ein Geschenk, mitten im Alltag mal sagen zu können: Es kommt nicht auf zehn Minuten an. Und in Ruhe zu bewundern, wie gut andere Menschen ihre Arbeit machen. Ich habe die Floristin dann auch noch sehr für ihr Werk gelobt. Und habe nun im meiner Stadt eine neue wohlwollende Bekannte. :-)
 

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