Samstag, 29. Dezember 2012

Zwischen den Jahren

Noch bin ich im "Weihnachtsmodus" - die letzten Kinder ziehen erst morgen wieder aus. Aber gerade ist mir aufgefallen, dass ich noch nicht mal in den letzten Tagen immer nur die "Mutter Beimer" geben musste.
Gestern Abend zum Beispiel war ich ziemlich "trashig" unterwegs. Mit meinen beiden Töchtern bin ich bis zur U-Bahn-Station "Feldstrasse" gefahren. Dann sind wir ein paar Schritte zum Hamburger "Bunker" gegangen. Da drin, im "Übel und Gefährlich" fand ein cooler Poetry-Slam statt. Acht Wettkämpfer in zwei Runden plus eine Finalrunde. Wir haben uns prächtig amüsiert - es gab ausgezeichnete Darbietungen und ich schätze diese besondere Kunstform immer mehr.
Besonders nett war es,dieses Event mit meinen Töchtern zu genießen. Die schummrige Atmosphäre, die unbequemen Plastikstühle, das Biergenuckel aus der Flasche - also nö, das war jetzt ganz bestimmt keine Mutter-Beimer-Kulisse. Allerdings - wieder mal gehörte ich im Publikum zu den wenigen Alten. Aber so lange meine Mädels sich nur ab und an über mich lustig machen ohne sich mit mir in der Öffentlichkeit zu schämen, fühlt sich "Altwerden" noch ganz ok an.

Freitag, 28. Dezember 2012

Weihnachten 2012

Manchmal kann man sich seine Rolle im Leben nicht aussuchen - sie ist einfach da.
Am 26.12. kurz vor Mitternacht schauten der Gatte und ich uns an und sagten: "Jetzt sind wir die Patriarchen." Wir hätten es auch feministisch ausdrücken können. Dann könnte es heißen: "Jetzt sind wir Mutter Beimer". (Die gehört seit über 25 Jahren in die Lindenstraße und war schon immer die, welche sich um alles kümmert; die, bei der alle Fäden zusammenlaufen.)
Auf unserem Weihnacht-Spaziergang am 26.12. waren der Gatte und ich die Gastgeber des Familienevents - und die Ältesten. Außer uns waren unterwegs: Unsere drei Kinder, zwei zukünftige Schwiegerkinder, Lydie aus Kamerun, mein kleiner Bruder mit Frau, meine Nichte (9) und mein Neffe (3).
Mein Bruder sagte: "So lange wir noch immer mehr werden, ist alles gut. Wenn die Weihnachten kommen, wo welche von uns fehlen, wird es traurig."
Jo - kann man so sagen. Und mittlerweile ist es soweit, dass die Ersten, die naturgemäß fehlen werden, der Gatte und ich sind. Obwohl meine Kinder immer sagen: "Mutzi - du wirst bestimmt 110!"
Falls es tatsächlich so weit kommt, werden DANN meine Kinder diejenigen sein, die für mich Weihnachten ausrichten. (Oder deren Kinder...)
Derzeit sind wir diejenigen, die Weihnachten "ausrichten". Bei uns sammelt sich die Familie und lässt es sich gut gehen. Nicht nur am 26.12. - die ersten Kinder sind schon am 23.12 für eine Woche bei uns eingezogen. Und das war schön! Wir sind dankbar, dass unser Haus groß genug für alle ist. Ich hatte Spaß daran, mich in aller Ruhe um die Vorratshaltung und das Schmücken zu kümmern. Was für ein Geschenk, einen Tisch zu haben, um den locker 12 Menschen passen! Und trotzdem: Ich freue mich auch, wenn wir zwei Patriarchen (oder wir zwei Mutter Beimers) unser Haus ab morgen nachmittag wieder für uns haben.
Das Leben ist schön, wenn es aus Abwechselung bestehen darf. Ich würde verrückt, wenn ich tagaus-tagein auf diese Mutter Beimer Rolle festgenagelt wäre. (Das hat meine Mutter Jahrzehnte so durch litten). Aber so, wie es derzeit bei mir ist, ist es schön. Ab Morgen habe ich wieder Zeit für mich, für Zweisamkeit, fürs Schreiben, für Vorträge...Und erst Ende März, wenn Ostern ist, werden die Kinder mit ihrem Anhang wieder für ein paar Tage einfallen. Und dann werde ich mich wieder drauf freuen, für ein paar Tage "Mutter Beimer" zu sein.
  
 

Mittwoch, 12. Dezember 2012

Winterzeit - Lesezeit

Lesen macht natürlich immer Spaß. Wer gerne liest, dem ist selbst die längste Zugfahrt zum Beispiel nicht langweilig. Aber so ein grauer, kalter Winternachmittag kann mit einem guten Buch zu einem echten Highlight werden. Lesen mit Kuscheldecke und dicken Socken auf dem Sofa ist an unterhaltsamer Gemütlichkeit einfach nicht zu toppen.
Gerade habe ich zwei Liebesromane mit großem Vergnügen hintereinander gelesen. Und dass, obwohl ich Liebesromane gar nicht so mag. Aber diese beiden "Franzosen" empfehle ich sehr gerne:

"Leon und Louise" von Alex Capus
Diese Liebesgeschichte beginnt während des ersten Weltkriegs. Ein Fliegerangriff reißt die Teenager auseinander, sie halten einander für tot. Leon heiratet. 1928 begegnen Leon und Louise sich zufällig wieder. Was weiter passiert, wird bis ins Jahr 1986 häppchenweise erzählt - und zwar sehr gut. Vor allem die Zeit, als die Nazis über Paris herrschten, wird eindrücklich lebendig. Und trotz aller Dramatik ist der Ton des Buches leicht und immer wieder auch komisch. Leon und Louise sind ein höchst originelles Liebespaar - zum Verlieben!

"Das Lächeln der Frauen" von Nicolas Barreau" 
"Komisch, verführerisch, witzig und romantisch" - so heißt es im Werbetext. Und das stimmt! Die Geschichte  ist nicht so tiefgründig wie die von Capus, aber mindestens genauso originell und durchaus hintersinnig. Da werden en passent kleine Spitzen gegen das Verlagswesen ausgeteilt. Die Story geht so:
Die Restaurantbesitzerin Aurelie hat Liebeskummer. Unglücklich streift sie durch Paris und stößt in einer Buchhandlung auf einen Roman, der nicht nur ihr Lokal, sondern auch sie selbst beschreibt. Natürlich möchte  sie den Autor kennenlernen. Doch der ist leider sehr menschenscheu, behauptet sein bärbeißiger Lektor. Aber Aurelie gibt nicht auf...

Diese beiden Romane plus Kuscheldecke plus dicke Socken sind mein heißer Tipp gegen Winterdepression.