Mittwoch, 24. Oktober 2012

Was ist eigentlich "Glück"?

Auf diese Frage gibt es natürlich viele kluge Antwortversuche, die manchmal dicke Bücher füllen. Als ich heute morgen sehr erstaunt über mich war, habe ich über MEINE Antwort nachgedacht.
Ich habe mich heute so gegen 10.00 gewundert, dass ich so fröhlich bin. Das fiel mir mitten in einer meiner ungeliebtesten Aufgaben auf: Ich war beim Badputzen. Und trotzdem - und obwohl der nächste Urlaub in weiter Ferne liegt - war ich supergut drauf! Und mir wurde bewusst, dass das (im Großen und Ganzen jedenfalls) schon seit Monaten so ist. Obwohl in diesen Monaten nicht alles so klasse war wie Südafrika.

Ich habe ein bisschen nachgedacht, als ich das Klo scheuerte - und hier das Ergebnis:
Glück ist, wenn man Niemanden kennt - egal ob persönlich oder aussem Fernsehen - mit dem man tauschen möchte. Ich möchte tatsächlich Niemand anders sein als ich. Was jetzt nicht heißt, dass es nicht noch gewaltige Verbesserungsmöglichkeiten meines Charakters gäbe. :-)) Aber ich freue mich, dass ich MEIN Leben leben darf.
Das ist nicht nur verwunderlich. Ich bin nicht arm und ich bin nicht krank - und damit schon mal besser dran als weit über 90% der Weltbevölkerung. Trotzdem gibt es ja Menschen, die auch nicht arm und krank sind und trotzdem unzufrieden.
Aber die haben vielleicht keinen Ehepartner, der ihr bester Freund ist. Der Gatte und ich sind nun 28 Jahre verheiratet und ich weiß Niemand, mit dem ich soviel gemeinsam gelacht habe wie mit ihm. Ich weiß auch Niemand, mit dem ich so kräftig zanken kann ohne dass nach dem Streit Bitterkeit zurück bleibt. Und bei aller Vertrautheit gibt es trotzdem immer mal wieder dieses Prickeln im Bauch als hätte ich Unmengen Brausestäbchen gegessen...
Die haben vielleicht auch nicht drei wunderbare, erwachsene Kinder, mit denen ein geselliges Zusammensein immer wieder Spaß macht. Natürlich machen wir uns um jedes von ihnen auch Gedanken und Sorgen - ganz unterschiedlicher Art. Aber weil sie ganz besonders sind, gehören sie zu den Menschen, die wir immer wieder richtig gerne um uns haben. Und als Sahnehäubchen oben drauf haben sie auch noch einen guten Geschmack, was ihre Partner und Freunde anbelangt.
Und nicht zu Letzt: Ich bin völlig einverstanden mit den Gaben, die Gott mir gegeben hat. (Auch mit denen, die er mir nicht gegeben hat.) Und Gott ist so nett zu mir, dass er mich das, was ich kann und gerne tue, auch immer wieder machen lässt. Oft mit Segen.
Ich bin mir bewusst, dass Glück zerbrechlich ist. Hiob hat das in aller dunklen Tiefe erleben müssen. Aber dieses Bewusstsein lässt mich jeden Moment mit Mann, Kindern, Freunden und erfülltem Dienst so richtig dankbar genießen. Und das ist auch schon wieder Glück.

Samstag, 13. Oktober 2012

Lebensweisheiten stimmen nicht immer

Nehmen wir "Der Weg ist das Ziel". Für eine Reise nach Südafrika ist das ein dummer Spruch. Der Weg dorthin ist von Hamburg aus ätzend. Wir flogen knapp 1 1/2 Stunden nach London. In Heathrow hatten wir drei bis vier Stunden Aufenthalt. Dann folgte der ca elfstündige Flug bis Kapstadt. Gestern bzw. vorgestern startete das Ganze dann Retour.
Dazwischen allerdings lagen drei wundervolle Wochen am ZIEL: Mit dem Mietwagen von Guesthouse zu Guesthouse im südlichen Südafrika. Dort war Frühling - und das Ganze war eine echte Traumreise.
An einem der letzten Tage relativierte sich aber sogar der ätzende Weg für uns. Wir nahmen an der Capetown Waterfront die Fähre nach Robben Island. Wenn man gesehen hat, in was was für einem Hundezwinger von Gefängniszelle Nelson Mandela über 20 Jahre lang eingesperrt war, sind elf beengte Flugstunden wirklich bloß Peanuts!
Robben Island hat uns tief getroffen. Vieles andere auf unserer Reise hat uns durch Schönheit berührt. Eine einzigartige Landschaft über die Weinbaugebiete, die knorrige kleine Karoo, die duftenden Zitrusfarmen bis zu den weiten, einsamen Stränden am Indischen Ozean und am Atlantik. Küstenstrassen und Pässe, Strauße, Elefanten und Löwen, Wale und Pinguine und - vor strahlend blauem Himmel in seiner ganzen Pracht - der Tafelberg.
Wir hatten lange Gespräche mit Afrikaans, Englisch und Xosa, auch mit deutschen Einwanderern. Südafrika ist ein Land voller Probleme - und durch und durch liebenswert. Schade, dass es so weit weg ist. Je älter wir werden, um so mehr wird der Weg dorthin uns nerven. Ich hoffe, wir machen uns trotzdem noch mal dorthin auf. Weil in dem Fall eben das Ziel das Ziel ist.