Dienstag, 15. März 2011

"Zufall oder Schicksal?"...

...fragt der Philosoph Dr. Robert Andre im heutigen Abendblatt. Er stellt dazu fest:
"Es ist ein menschliches Bedürfnis, Kausalitäten zu erkennen und Muster zu vermuten."

Ganz aktuell bezieht sich der Artikel unter der Überschrift "Trauer und Trauma" auf den schrecklichen Verkehrsunfall in HH-Eppendorf am Samstag. Ein PKW raste in eine Fußgängergruppe, die ordnungsgemäß an der Ampel wartete. Vier prominente Hamburger sind tot. Viele Menschen fragen geschockt: Warum? Antworten werden gesucht, weil eine große Sehnsucht besteht, das Chaos zu ordnen. Aber es gibt keine überzeugende Antwort.

Genauso wenig können wir die Katastrophe erklären, die das japanische Volk heim gesucht hat. Versucht wird das trotzdem. "Die Japaner leben eben auf einem Pulverfass" oder "Die Japaner sind harmoniebedürftig. Deshalb haben Atomkraftgegner dort nie etwas ausrichten können."
Dahinter steht m.E. Verdrängung und Einrede: Weil es in unserem Land ganz anders ist als in Japan, kann uns so was nicht treffen. Das ist natürlich Augenwischerei. Ein einziger großer Meteorit, der im Herzen Deutschlands aufschlägt oder ein AKW trifft, ließe uns ähnlich leiden wie die Japaner jetzt. Vor Naturgewalten können wir uns nicht schützen.
Auch Christen fühlen sich immer wieder herausgefordert, Erklärungen zu finden. Manche sprechen von "Gericht" oder bemühen die Offenbarung des Johannes. Letztlich ist das ein Versuch, Gott zu verteidigen. Hat Gott das wirklich nötig? Geht es uns nicht vielmehr darum, unseren Glauben an ihn zu rechtfertigen?

Globale und lokale Katastrophen mit tödlichem Ausgang sollten uns vielleicht vor allem daran erinnern wie zerbrechlich unser Leben ist. Es ist überhaupt nicht selbstverständlich, abends wieder wohlbehalten nach Hause zurück zu kehren. Nüchtern betrachtet ist unser Leben jederzeit von allen Seiten bedroht. Naturkatastrophen, Unfälle, böse Menschen, Krankheiten...
Dieses Wissen kann uns helfen, die Gegenwart dankbar zu genießen und unsere Zeit sinnvoll einzusetzen - gerade auch im Dienst für andere. Die Bibel bringt das auf den Punkt:
"Herr, lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden."

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